(Lied Nr. 481 aus: Kleines Gesangbuch der evangelischen Brüdergemeine, Gnadau 1875)
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Ich will dich lieben, meine Stärke!
Ich will dich lieben meine Zier!
Ich will dich lieben mit dem Werke
und immerwährender Begier;
ich will dich lieben, Gotteslamm,
als meiner Seelen Bräutigam. -
Ich will dich lieben, o mein Leben!
als meinen allerbesten Freund;
ich will dich lieben und erheben,
so lange mich dein Glanz bescheint;
ich will dich lieben, Jesu Christ,
der mir mein Ein und Alles ist. -
Ach, dass ich dich so spät erkennet,
du hochgelobte Schönheit du!
und dich nicht eher mein genennet,
du höchstes Gut und wahre Ruh!
Es ist mir leid, ich bin betrübt,
dass ich dich erst so spät geliebt. -
Ich lief verirrt und war verblendet,
ich suchte dich und fand dich nicht;
ich hatte mich von dir gewendet
und liebte das geschaffne Licht:
Nun aber ist’s durch dich geschehn,
dass ich dich endlich hab ersehn. -
Ich danke dir, du wahre Sonne,
dass mir dein Glanz das Licht gebracht;
ich danke dir, du Himmelswonne,
dass du mich froh und frei gemacht;
ich danke dir, du süßer Mund,
dass du mich heil machst und gesund. -
Erhalte mich auf deinen Stegen
und lass mich nicht mehr irre gehn;
lass meinen Fuß in deinen Wegen
nicht straucheln oder stille stehn;
erleucht mir Leib und Seele ganz,
du wunderbarer Himmelsglanz. -
Gib meinen Augen süße Tränen,
gib meinem Herzen keusche Brunst;
lass meine Seele sich gewöhnen
allein an deine Lieb und Gunst;
lass meinen Geist, Sinn und Verstand
allein zu dir sein hingewandt. -
Ich will dich lieben, meine Krone;
ich will dich lieben, meinen Gott;
ich will dich lieben ohne Lohne,
auch in der allergrößten Not;
ich will dich lieben, schönstes Licht,
bis mir das Herz im Tode bricht.
Text: Angelus Silesius, eigentlich Johann Scheffler (1624–1677)