(Lied Nr. 238 aus: Kleines Gesangbuch der evangelischen Brüdergemeine, Gnadau 1875)
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Herr Jesu, Gnadensonne,
wahrhaftes Lebenslicht!
Lass Leben, Licht und Wonne
mein Herz und Angesicht
durch deine Gnad erfreuen
und meinen Geist erneuen;
mein Gott, versag mir’s nicht! -
Vergib mir meine Sünden
und wirf sie hinter dich;
lass allen Zorn verschwinden,
und hilf mir gnädiglich;
lass deine Friedensgaben
mein armes Herze laben:
Ach Herr, erhöre mich. -
Vertreib aus meiner Seelen
den Welt- und Fleischessinn,
und lass mich dich erwählen,
auf dass ich mich forthin
zu deinem Dienst ergebe
und dir zu Ehren lebe,
weil ich erlöset bin. -
Befördre dein Erkenntnis
in mir, mein Gott und Herr!
Und öffne mein Verständnis
durch deine heilge Lehr;
damit ich an dich gläube,
und in der Wahrheit bleibe,
und leb zu deiner Ehr. -
Wollst mich mit Kraft ausrüsten,
zu kreuz’gen mein Begier,
samt allen bösen Lüsten,
auf dass ich für und für
der Sündenwelt absterbe
und nach dem Fleisch verderbe,
hingegen leb in dir. -
Ach zünde deine Liebe
in meiner Seele an,
dass ich aus Herzenstriebe
dich fröhlich lieben kann
und dir zum Wohlgefallen
beständig möge wallen
auf rechter Friedensbahn. -
Nun Herr! verleih mir Stärke,
verleih mir Kraft und Mut;
denn das sind Gnadenwerke,
die dein Geist schafft und tut:
Hingegen meine Sinnen,
mein Lassen und Beginnen
ist in sich selbst nicht gut. -
Darum, du Gott der Gnaden,
du Vaterherz voll Treu!
wend allen Seelenschaden,
und mach mich neu;
gib, dass ich deinen Willen
such treulich zu erfüllen,
und steh mir kräftig bei!
Text: Ludwig Andreas Gotter (1661–1735)