28. Februar

Die sogenannten »inneren Kämpfe« sind oft nichts anderes als Kämpfe des menschlichen Eigenwillens gegen den klar erkannten gegenteiligen Willen Gottes, der zur Einstimmung in unsere Pläne gebracht werden soll.

4 Mos 22    4 Mos 31 8    4 Mos 31 16

Abfahrt

Es ist geschehn. Die Welt liegt hinter mir!
Zu tausend Scherben ist ihr Kelch zertrümmert.
Vom Ufer stieß der Kahn, aus welchem mir
Im Dämmer eine ferne Küste schimmert.

Ein pfadlos Meer umgibt mich wunderbar;
Mein Erbe ist fortan ein bloßes Hoffen.
Nehmt ihr den Platz, der mir beschieden war;
Euch sei die Welt, mir sei der Himmel offen.

Ich hab’s gewagt, was lange vor mir stand,
Was ich erwog in vielen bangen Stunden.
Nie mehr betritt mein Pilgerfuß ein Land,
Bis er das ew’ge Vaterland gefunden.

Kein Lorbeerreis wird fürder mir erblühn,
Kein Eichenkranz um meine Stirn sich winden;
Umsonst ist jedes zeitliche Bemühn;
Ich kann nur noch die ew’ge Krone finden.

Ist es kein Traum, dies ferne, hohe Ziel?
Ist jener Nebelstreifen eine Küste? –
Und ist er’s, spiel ich nicht ein hohes Spiel,
Find ich den Pfad durch diese Wasserwüste?

Find ich, nach dunkler Fahrt, die hehre Stadt?
Ich muss es tun, und ging’s zu schwerstem Leide.
Leb wohl, du Land, das mich geboren hat;
Kurz ist der Schmerz und ewig ist die Freude.

(aus Carl Hilty: »Für schlaflose Nächte«, Leipzig/Frauenfeld 1908)