(Lied Nr. 385 aus: Kleines Gesangbuch der evangelischen Brüdergemeine, Gnadau 1875)
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Kron und Lohn beherzter Ringer,
der Seligkeit Herwiederbringer,
Herr Jesu, Herr der Herrlichkeit!
Schau vor deines Thrones Stufen
die Deinen, welche zu dir rufen;
sie wären gerne benedeit.
Du segnest ja so gern,
Gesegneter des Herrn!
Wir begehren’s:
So komm herein,
wir sind ja dein,
und lass uns recht gesegnet sein. -
Brunnquell aller Seligkeiten,
ach, fahre fort, uns zu bereiten,
wie es vor dir gefällig ist.
Wir, die von Natur verdorben,
wir sind dem Leben abgestorben,
darinnen du zu finden bist:
So töte doch den Feind,
der uns zu stürzen meint,
unser Leben!
vollbringe nun
uns abzutun;
dass wir in deinem Tode ruhn. -
Selig sind die geistlich Armen!
Sie finden leichtlich dein Erbarmen;
das Land der Himmel bleibet ihr,
wenn die Satten und die Reichen
und Selbstgerechten ferne weichen
von deines Königreiches Zier.
Ach, mach uns Arme reich,
doch deiner Armut gleich;
gib uns, Jesu,
den reichen Mut,
dem irdisch Gut
recht weh, und Armut sanfte tut. -
Selig sind, die Leide tragen!
Sie sollen Trosts genug erjagen;
ihr Herzog ging den Weg voran.
Stieg er auf durch Kreuz und Leiden,
so will er uns den Kelch bescheiden,
der ihm hienieden gut getan.
Uns ist in dieser Zeit
kein Feiertag bereit’t;
hier gilt’s weinen;
beim Lammesmahl
ist keine Qual:
Wir aber gehn durchs Jammertal. -
Selig sind die sanften Geister!
Sie sind auf Erden Herr und Meister,
und niemand sieht es ihnen an;
da sie doch durch stillen Wandel
in allerlei Geschäft und Handel
ihr Lammeswesen dargetan.
Es ist ihr Bräutigam
das erstgeborne Lamm;
Lamm und Löwe,
gar sanft und weich,
doch stark zugleich:
So sind auch die aus seinem Reich. -
Selig, gleich dem Lebensfürsten,
sind alle Seelen, welche dürsten
und hungern nach Gerechtigkeit!
Sättigung soll ihnen werden;
wie einst ihr Heiland auch auf Erden
gedürstet in der Leidenszeit,
dann nach der Himmelfahrt
vollan gesättigt ward
bei dem Vater.
Wer in der Tat
so Hunger hat und also dürstet,
der wird satt. -
Selig sind barmherzge Seelen!
Barmherzigkeit wird sich vermählen
dereinst mit ihrer Dürftigkeit.
Wer ein Tröpfchen Wasser gibet,
wird um das Tröpflein auch geliebet
und wohl belohnt zu seiner Zeit.
Wohl also jedermann,
der hier viel Guts getan!
Wehe denen,
die sich durch Pracht
darum gebracht!
Vor Gott wird ihrer schlecht gedacht. -
Selig sind die reinen Herzen,
die ihre Krone nicht verscherzen!
Sie werden Gott im Frieden sehn.
Alle unbefleckten Tauben,
die an den Freund der Seele glauben,
und in der Reinigkeit bestehn:
die sehen einst im Licht
das keusche Angesicht
unsers Lammes;
Lamm, wir sind dein;
behalt uns rein;
und lehr uns, dir recht ähnlich sein. -
Selig, die in allen Sachen
von Herzen gerne Frieden machen!
Gott siehet sie als Kinder an.
Dort in jenen Friedensgrenzen
soll einst im Friedensschmucke glänzen,
wer viel zum Frieden hier getan.
Wer ließe sich denn nun
nicht lieber Unrecht tun?
Friede, Friede
hat unsre Gunst,
ist unsre Kunst!
Der reichste Zankgewinn ist Dunst. -
Selig sind, die voller Freuden
hier um der Wahrheit willen leiden
und sprechen: Du bist ja der Herr!
Dulden wir um deinetwillen,
so wird der Leiden Zahl zu füllen,
aus Liebe, niemals uns zu schwer.
Wie glücklich wären wir,
o Jesu, wenn wir hier
um dich litten!
So geh voran;
wir dringen an
auf dieser Kriegs- und Siegesbahn. -
Selig sind schon hier auf Erden,
die wacker ausgehöhnet werden
von wegen ihres Bräutigams!
Keine Braut wird sich wohl schämen,
des Liebsten Namen anzunehmen:
was schämen wir uns unsers Lamms?
Das müsse ferne sein!
Lasst kommen Kreuz und Pein:
Wir sind Christen,
und allezeit
mit Freudigkeit
durch Ehr und Schmach zu gehn bereit. -
Das ist Freud ohn alle Maße!
Wir ziehen fröhlich unsre Straße,
wenn wir die große Seligkeit
tapfrer Streiter recht erwägen,
die sich mit Christo niederlegen
ans Kreuz in Niedrigkeit und Leid.
Wie sanft wird dort sich’s ruhn!
Wie wird die Ehre tun
nach der Schande!
Wie blitzt der Glanz!
Wie steht der Kranz!
Dort stehen wir in Jesu ganz! -
Lass uns rittermäßig ringen,
durch Tod und Leben zu dir dringen!
Als Feldherr tritt ins erste Glied.
Das ist so ein Ritterrennen,
da wir noch manchen Helden kennen,
der mit uns auf den Wahlplatz zieht.
Das Kleinod ist es wert,
dass man es ganz begehrt.
Es ist unser!
Wir sprechen schon
im hohen Ton:
Was gilt’s? Wir bringen es davon! -
Darum hast du uns verbunden
auf gnädig abgemessne Stunden;
du hast aus allen eins gemacht,
dass wir mit verknüpften Machten
die Krone zu erkämpfen trachten;
hier stehen wir auf unsrer Wacht.
Wir sind von deinem Stamm;
du bist der Bräutigam,
wir sind Glieder:
O teures Haupt,
wer also glaubt,
der wird dir nimmermehr geraubt. -
Also müssen wir auf Erden
nie als in dir erfunden werden!
Du hast uns je und je geliebt;
du hast erst um uns geworben,
du bist aus Liebe gar gestorben:
Wer ist, der solche Proben gibt?
Wohlan, wir lieben dich,
o Liebe, eigentlich!
Unsre Liebe
ist nur ein Bild,
so lang es gilt,
wie du uns endlich lieben willt!
Text: Nicolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700–1760)