Wie der Sonntag am schönsten ist nach einer Woche voll großer Arbeitslast, so ist Glück nach Leiden am erquickendsten und am wenigsten gefährlich.
Wenn man die Eigenliebe prinzipiell los ist und sie fortan wie den leibhaftigen Teufel hasst, so oft sie sich noch zeigen will, dann ist man der Gnade Gottes gewiss; denn das ist sein Werk in uns und kann ohne seine lebendige Gegenwart niemals zustande kommen.
Abschied vom Hochgebirg
Leb wohl, du grünes Bergesland,
Ihr rotgeblümten Heiden;
Der holde Freiheitstraum verschwand;
Nun mahnt der Herbst zum Scheiden.Der kurze Sommer ist entflohn;
Das Senntum zog zu Tale;
Es decket alle Höhen schon
Der Schnee zum zweiten Male.Ihr grünen Wälder, habet Dank;
Das Heiltum ist gelungen;
Ich bin bei eurer Quellen Trank
Zum Leben durchgedrungen.Das Herz ist auch von eitlem Tand
Gesund, und frei der Wille;
Vor mir liegt ein gelobtes Land
Und eine Gottesstille.Ein andrer Mensch zieh ich hinab
Nach goldnen Feierstunden;
Ich scheide ungern – doch ich hab,
Was ich gesucht, gefunden.
(aus Carl Hilty: »Für schlaflose Nächte«, Leipzig/Frauenfeld 1908)