Wenn man von jemandem hört, der es zu viel Geld gebracht hat, dann muss man immer gleich die Frage daran knüpfen: Was macht er damit? Etwas Trostloseres und eines gebildeten Menschen Unwürdigeres kann es nicht geben als bloßes Anhäufen ohne irgendeinen Zweck, nur um es schließlich Erben zu hinterlassen, die längst darauf warten. Und nicht viel besser ist die Verwendung für ein luxuriöses Leben, das weder dem Körper noch dem Geist zuträglich ist. Viele dieser reichgewordenen Leute sehen das sogar ganz gut ein. Sie können sich aber zu Lebzeiten nicht leicht von ihrem Geld trennen, und ebenso wenig wüssten sie selber etwas Vernünftiges und Wohltätiges damit anzufangen. Wenn sie diese Mittel aber in dazu geeignete Hände legten, die doch immer und in allen Lebenskreisen vorhanden sind, dann könnte einem großen Teil des menschlichen Elends abgeholfen werden.
Ohne Zweifel war der Reiche in Lk 16 9–16 und Lk 16 20–31 ein solcher Mann. Er war durchaus nicht schlecht, sondern er wusste bloß seinen Reichtum nicht vernünftig anzuwenden. So sind die Reichen vielfach heute noch, und die Geistlichen wagen meist nicht, es ihnen zu sagen.
(aus Carl Hilty: »Für schlaflose Nächte«, Leipzig/Frauenfeld 1908)