Ich hatte einmal einem Israeliten, für den ich unentgeltlich geschäftlich tätig war, halb im Scherz, halb im Ernst gesagt, ich wolle mich nicht von ihm, sondern lieber vom Gott Israels dafür bezahlen lassen. Dieser Letztere nahm mich sofort beim Wort und sandte mir von da ab eine Zeitlang in fast ununterbrochener Reihenfolge die bittersten Schmerzen und Kränkungen meines Lebens. Noch jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, bin ich damit beschäftigt, dieses große Geschenk gehörig zu würdigen und es gut anzuwenden.
Dieses Buch würde ohne dieses Geschenk auch nicht geschrieben worden sein. Denn brauchbare Literatur und wirkliches Glück haben beide einen schweren Untergrund, und Unglück gehört, so paradox dies klingt, notwendig zum Glück des Lebens.
(aus Carl Hilty: »Für schlaflose Nächte«, Leipzig/Frauenfeld 1908)