5. Mai

»Mit guten Vorsätzen ist der Weg zur Hölle gepflastert«, sagt ein im Ganzen wohl sehr zutreffendes Sprichwort. Aber warum ist das so? Nicht bloß wegen der Wankelmütigkeit der menschlichen Herzen oder der Macht der gegenteiligen Einflüsse, die uns von allen Seiten umgeben, sondern sehr oft auch deshalb, weil unsere guten Vorsätze in der Tat unausführbar, der Kraft, der Zeit, den äußeren Umständen nicht angemessen sind.

Das ist in der »Führung« Gottes anders. Da wird dem Menschen nichts zugemutet, was er nicht kann oder was unzeitig oder für was die Kraft noch nicht vorhanden ist.

Wenn du dich in diese Führung begibst, kannst du dir alle »Vorsätze« sparen; es kommt alles allmählich und in der richtigen Reihenfolge in Form einer ganz deutlichen Aufforderung oder Gelegenheit an dich heran, was dich wahrhaft vorwärts bringt. Das nennt ein israelitischer Prophet schön »in Seilen der Liebe gehen«, das heißt, wie ein kleines Kind gegängelt werden. Das ist noch besser als Vorsätze.

Hos 11 4    Lk 1 6    Lk 1 78–79    Joh 1 51    Joh 3 27

(aus Carl Hilty: »Für schlaflose Nächte«, Leipzig/Frauenfeld 1908)