O Gott, du frommer Gott

(Lied Nr. 372 aus: Kleines Gesangbuch der evangelischen Brüdergemeine, Gnadau 1875)

  1. O Gott, du frommer Gott, du Brunnquell aller Gaben!
    Ohn den nichts ist, was ist, von dem wir alles haben:
    Gesunden Leib gib mir, und dass in solchem Leib
    ein unverletzte Seel und rein Gewissen bleib.

  2. Gib, dass ich tu mit Fleiß, was mir zu tun gebühret,
    wozu mich dein Geheiß in meinem Stande führet;
    gib, dass ich’s tue bald, zu der Zeit, da ich soll;
    und wenn ich’s tu, so gib, dass es gerate wohl.

  3. Hilf, dass ich rede stets, womit ich kann bestehen;
    lass kein unnützes Wort aus meinem Munde gehen;
    und wenn in meinem Amt ich reden soll und muss,
    so gib den Worten Kraft und Nachdruck ohn Verdruss.

  4. Findt sich Gefährlichkeit, so lass mich nicht verzagen;
    gib einen Heldenmut, das Kreuz hilf selber tragen.
    Gib, dass ich meinen Feind mit Sanftmut überwind,
    und wenn ich Rat bedarf, auch guten Rat erfind.

  5. Lass mich mit jedermann in Fried und Freundschaft leben,
    so weit es christlich ist. Willst du mir etwas geben
    an Reichtum, Gut und Geld, so gib auch dies dabei,
    dass ungerechtes Gut nicht untermenget sei.

  6. Soll ich auf dieser Welt mein Leben höher bringen,
    durch manchen sauern Tritt hindurch ins Alter dringen,
    so gib Geduld; vor Sünd und Schande mich bewahr,
    auf dass ich tragen mag mit Ehren graues Haar.

  7. Lass mich an meinem End auf Christi Tod abscheiden,
    die Seele nimm zu dir hinauf in deine Freuden,
    dem Leib ein Räumlein gönn bei frommer Christen Grab,
    auf daß er seine Ruh an ihrer Seite hab.

  8. Wenn du an jenem Tag die Toten wirst erwecken,
    so tu auch deine Hand zu meinem Grab ausstrecken.
    Lass hören deine Stimm, und meinen Leib weck auf,
    und führ ihn schön verklärt zum auserwählten Haus.

Text: Johann Heermann (1585–1647)

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