Befiehl du deine Wege

(Lied Nr. 176 aus: Kleines Gesangbuch der evangelischen Brüdergemeine, Gnadau 1875)

  1. Befiehl du deine Wege,
    und was dein Herze kränkt,
    der allertreusten Pflege;
    des, der den Himmel lenkt;
    der Wolken, Luft und Winden
    gibt Wege, Lauf und Bahn,
    der wird auch Wege finden,
    wo dein Fuß gehen kann.

  2. Dem Herren musst du trauen,
    wenn dir’s soll wohl ergehn;
    auf sein Werk musst du schauen,
    wenn dein Werk soll bestehn;
    mit Sorgen und mit Grämen
    und mit selbst eigner Pein
    lässt Gott ihm gar nichts nehmen;
    es muss erbeten sein.

  3. Dein’ ewge Treu und Gnade,
    o Vater! weiß und sieht,
    was gut sei oder schade
    dem kindlichen Gemüt:
    und was du dann erlesen,
    das treibst du, starker Held!
    und bringst zu Stand und Wesen,
    was deinem Rat gefällt.

  4. Weg’ hast du allerwegen,
    an Mitteln fehlt’s dir nicht;
    dein Tun ist lauter Segen,
    dein Gang ist lauter Licht;
    dein Werk kann niemand hindern;
    dein Arbeit darf nicht ruhn,
    wenn du, was deinen Kindern
    ersprießlich ist, willst tun.

  5. Und obgleich alle Teufel
    hie wollten widerstehn,
    so wird doch, ohne Zweifel,
    Gott nicht zurücke gehn.
    Was er ihm vorgenommen
    und was er haben will,
    das muss doch endlich kommen
    zu seinem Zweck und Ziel.

  6. Hoff, o du arme Seele,
    hoff, und sei unverzagt;
    Gott wird dich aus der Höhle,
    da dich oft Kummer plagt,
    mit großen Gnaden rücken;
    erwarte nur der Zeit,
    so wirst du schon erblicken
    die Sonn der schönsten Freud.

  7. Auf, auf! gib deinem Schmerze
    und Sorgen gute Nacht;
    lass fahren, was das Herze
    betrübt und traurig macht.
    Bist du doch nicht Regente,
    der alles führen soll:
    Gott sitzt im Regimente,
    und führet alles wohl.

  8. Ihn, ihn lass tun und walten,
    er ist ein weiser Fürst
    und wird sich so verhalten,
    dass du dich wundern wirst,
    wenn er, wie ihm gebühret,
    mit wunderbarem Rat,
    das Werk hinausgeführet,
    das dich bekümmert hat.

  9. Er wird zwar eine Weile
    mit seinem Trost verziehn
    und tun an seinem Teile,
    als hätt in seinem Sinn
    er deiner sich begeben
    und sollt’st du für und für
    in Angst und Nöten schweben,
    fragt’ er doch nichts nach dir.

  10. Wird’s aber sich befinden,
    dass du ihm treu verbleibst,
    so wird er dich entbinden,
    da du’s am mindsten gläubst;
    er wird dein Herze lösen
    von der so schweren Last,
    die du zu keinem Bösen
    bisher getragen hast.

  11. Wohl dir, du Kind der Treue!
    du hast und trägst davon,
    mit Ruhm und Dankgeschreie
    den Sieg und Ehrenkron:
    Gott gibt dir selbst die Palmen
    in deine rechte Hand;
    und du singst Freudenpsalmen
    dem, der dein Leid gewandt.

  12. Mach End, o Herr, mach Ende
    an aller unsrer Not;
    stärk unsre Füß und Hände,
    und lass bis in den Tod
    uns allzeit deiner Pflege
    und Treu empfohlen sein,
    so gehen unsre Wege
    gewiss zum Himmel ein.

Text: Paul Gerhard (1607–1676)

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