Wenn endlich, eh es Zion meint

(Lied Nr. 732 aus: Kleines Gesangbuch der evangelischen Brüdergemeine, Gnadau 1875).

  1. Wenn endlich, eh es Zion meint,
    die höchst erwünschte Stund erscheint,
    da Gott wird die Erlösung geben,
    wenn er die Bande reißt entzwei
    und machet die Gefangnen frei,
    was Freude wird man da erleben!

  2. Die plötzlich eingebrochne Zeit
    und übergroße Seligkeit
    wird über unsre Sinne gehen.
    Wir werden sein als Träumende,
    bestürzt, ob’s in der Tat gescheh
    und wahr sei, was die Augen sehen.

  3. Das Volk, so jetzo uns verlacht
    und unsre Hoffnung gar nicht acht’t,
    wird dann mit Reu bekennen müssen,
    dass Jesu Reich nicht Fantasei
    und süßer Traum gewesen sei,
    wie sie es jetzt zu lästern wissen.

  4. Die ganze Welt wird Zeuge sein,
    wie Gott die Seinen wird erfreun
    und wie ihr Hirte sie wird weiden.
    Der Herr hat große Ding getan
    an ihnen, wie man sehen kann.
    Das wird man sagen bei den Heiden.

  5. Vielmehr bei seinem Israel
    wird der Erlösten Leib und Seel
    dies große Halleluja singen:
    Der Herr hat viel an uns getan,
    des sind wir fröhlich. Jedermann
    lass dieses ewiglich erklingen!

  6. Es ist schon so sein Gnadenrat,
    dass erst gescheh die Tränensaat,
    eh man die Ernte seh der Freuden.
    Jetzt tragen wir nach seinem Sinn
    annoch den edlen Samen hin,
    das Korn der Tränen und der Leiden.

  7. Der Winter geht nun bald davon,
    die volle Blüte zeigt sich schon.
    Wie wenig Tage sind zu zählen,
    so kriegt die Kirche Christi Luft,
    bringt ihre Garben heim und ruft:
    Ach unsre Hoffnung könnt nicht fehlen!

Text: Johann Paul Astmann (1660–1699)

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