Warum sollt ich mich dann grämen?

(Lied Nr. 670 aus: Kleines Gesangbuch der evangelischen Brüdergemeine, Gnadau 1875)

  1. Warum sollt ich mich dann grämen?
    Hab ich doch
    Christum noch,
    wer will mir den nehmen?
    Wer will mir den Himmel rauben,
    den mir schon
    Gottes Sohn
    beigelegt im Glauben?

  2. Nackend lag ich auf dem Boden,
    da ich kam,
    da ich nahm
    meinen ersten Odem.
    Nackend werd ich auch hinziehen,
    wenn ich werd
    von der Erd
    als ein Schatten fliehen.

  3. Gut und Blut, Leib, Seel und Leben
    ist nicht mein;
    Gott allein
    ist es, der’s gegeben;
    will er’s wieder zu sich kehren,
    nehm er’s hin,
    ich will ihn
    dennoch fröhlich ehren.

  4. Schickt er mir ein Kreuz zu tragen,
    dringt herein
    Angst und Pein,
    sollt ich drum verzagen?
    Der es schickt, der wird es wenden;
    er weiß wohl,
    wie er soll
    all mein Unglück enden.

  5. Gott hat mich bei guten Tagen
    oft ergötzt,
    sollt ich jetzt
    auch nicht etwas tragen?
    Fromm ist Gott und schärft mit Maßen
    sein Gericht,
    kann mich nicht
    ganz und gar verlassen.

  6. Satan, Welt und ihre Rotten
    können mir
    nichts mehr hier
    tun, als meiner spotten!
    Lass sie spotten, lass sie lachen:
    Gott, mein Heil,
    wird in Eil
    sie zu Schanden machen.

  7. Unverzagt und ohne Grauen
    soll ein Christ,
    wo er ist,
    stets sich lassen schauen;
    wollt ihn auch der Tod aufreiben;
    soll der Mut
    dennoch gut
    und fein stille bleiben.

  8. Kann uns doch kein Tod nicht töten,
    sondern reißt
    unsern Geist
    aus viel tausend Nöten,
    schleußt das Tor der bittern Leiden
    und macht Bahn,
    dass man kann
    gehn zu’n Himmelsfreuden.

  9. Allda will in süßen Schätzen
    ich mein Herz
    auf den Schmerz
    ewiglich ergötzen;
    hier ist kein recht Gut zu finden;
    was die Welt
    in sich hält,
    muss im Nu verschwinden.

  10. Was sind dieses Lebens Güter?
    Eine Hand voller Sand,
    Kummer der Gemüter:
    Dort, dort sind die edlen Gaben,
    da mein Hirt,
    Christus, wird
    mich ohn Ende laben.

  11. Herr, mein Hirt, Brunn aller Freuden!
    Du bist mein,
    ich bin dein,
    niemand kann uns scheiden:
    Ich bin drin, weil du dein Leben
    und dein Blut
    mir zu gut
    in den Tod gegeben:

  12. Du bist mein, weil ich dich fasse
    und dich nicht,
    o mein Licht!
    aus dem Herzen lasse.
    Lass mich, lass mich hingelangen,
    da du mich
    und ich dich
    ewig werd umfangen.

Text: Paul Gerhard (1607–1676)

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