(Lied Nr. 670 aus: Kleines Gesangbuch der evangelischen Brüdergemeine, Gnadau 1875)
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Warum sollt ich mich dann grämen?
Hab ich doch
Christum noch,
wer will mir den nehmen?
Wer will mir den Himmel rauben,
den mir schon
Gottes Sohn
beigelegt im Glauben? -
Nackend lag ich auf dem Boden,
da ich kam,
da ich nahm
meinen ersten Odem.
Nackend werd ich auch hinziehen,
wenn ich werd
von der Erd
als ein Schatten fliehen. -
Gut und Blut, Leib, Seel und Leben
ist nicht mein;
Gott allein
ist es, der’s gegeben;
will er’s wieder zu sich kehren,
nehm er’s hin,
ich will ihn
dennoch fröhlich ehren. -
Schickt er mir ein Kreuz zu tragen,
dringt herein
Angst und Pein,
sollt ich drum verzagen?
Der es schickt, der wird es wenden;
er weiß wohl,
wie er soll
all mein Unglück enden. -
Gott hat mich bei guten Tagen
oft ergötzt,
sollt ich jetzt
auch nicht etwas tragen?
Fromm ist Gott und schärft mit Maßen
sein Gericht,
kann mich nicht
ganz und gar verlassen. -
Satan, Welt und ihre Rotten
können mir
nichts mehr hier
tun, als meiner spotten!
Lass sie spotten, lass sie lachen:
Gott, mein Heil,
wird in Eil
sie zu Schanden machen. -
Unverzagt und ohne Grauen
soll ein Christ,
wo er ist,
stets sich lassen schauen;
wollt ihn auch der Tod aufreiben;
soll der Mut
dennoch gut
und fein stille bleiben. -
Kann uns doch kein Tod nicht töten,
sondern reißt
unsern Geist
aus viel tausend Nöten,
schleußt das Tor der bittern Leiden
und macht Bahn,
dass man kann
gehn zu’n Himmelsfreuden. -
Allda will in süßen Schätzen
ich mein Herz
auf den Schmerz
ewiglich ergötzen;
hier ist kein recht Gut zu finden;
was die Welt
in sich hält,
muss im Nu verschwinden. -
Was sind dieses Lebens Güter?
Eine Hand voller Sand,
Kummer der Gemüter:
Dort, dort sind die edlen Gaben,
da mein Hirt,
Christus, wird
mich ohn Ende laben. -
Herr, mein Hirt, Brunn aller Freuden!
Du bist mein,
ich bin dein,
niemand kann uns scheiden:
Ich bin drin, weil du dein Leben
und dein Blut
mir zu gut
in den Tod gegeben: -
Du bist mein, weil ich dich fasse
und dich nicht,
o mein Licht!
aus dem Herzen lasse.
Lass mich, lass mich hingelangen,
da du mich
und ich dich
ewig werd umfangen.
Text: Paul Gerhard (1607–1676)