20. Mai

Alles, was wirklich geschieht in uns, sind Tatsachen, nicht unsere Gedanken. Es entsteht eben etwas, das bisher nicht da war. Aber der Weg, um dieses Geschehen herbeizuführen, ist die Zuversicht, dass es geschehen werde. »Nach eurem Glauben wird euch geschehen.« Wer viel davon hat, wird viel empfangen.

Die schweren Dinge sind alle vorher in der Einbildung schwerer als nachher in der Wirklichkeit. Selbst Christus empfand sein Leiden mehr in Gethsemane als vor dem Hohepriester und dem römischen Richter, ja vielleicht selbst am Kreuz. Und wenn es eine Möglichkeit für ihn gab, zurückzuschrecken und nachgebend zu unterliegen, so fand sie jedenfalls in Gethsemane statt.

(aus Carl Hilty: »Für schlaflose Nächte«, Leipzig/Frauenfeld 1908)