25. März

Falscher und wahrer Friede
(Tauler, Predigten Nr. 126)

Herr, der Friede, den die Deinen
Tragen in dem tiefsten Herzen,
Mag ein goldner Kelch erscheinen,
Doch sein Inhalt ist voll Schmerzen.

Auf dem Wege dieses Lebens
Sind wir nicht zur Ruh geboren;
Ruhe suchst du hier vergebens;
Wer hier rastet, geht verloren.

Ernst von Anfang ist das Leben;
Wenig Raum gönnt es dem Spiele;
Eine Ruh’ kann es nur geben,
Die Gewissheit großer Ziele. —

Willst du fortan, Herr, mich hören,
Nicht mehr bitt’ ich dich um Frieden;
Nie mehr soll mich Ruh’ betören,
Heldenkraft sei mir beschieden.

Hier lass mich in Feindesmitten
Schwerer Arbeit Schlachten schlagen;
Droben in der Sel’gen Hütten
Will ich Friedenspalmen tragen.

(aus Carl Hilty: »Für schlaflose Nächte«, Leipzig/Frauenfeld 1908)