17. Juni

Zu  2 Mos 2, 2 Mos 3, 2 Mos 4 und Ps 110 1-2

Oft gilt längere Zeit hindurch in einem Menschenleben nur die Aufforderung des 110. Psalms zum Warten als beständige Anweisung. Dann aber kommt plötzlich der entgegengesetzte Befehl: "Komm her, ich will dich nach Ägypten senden", worauf man dann auch nicht antworten darf: "Herr, sende einen andern." Wer beiden Anordnungen willig gehorcht und beide Zeiten gut zu gebrauchen versteht, der kommt innerlich am raschesten vorwärts. Die gewöhnlichen Menschen befolgen beides nicht.

Das ist die schwerste Strafe der Schlechten, wenn sie keine tatkräftige Reue mehr finden können. Bewusstsein der eigenen Schlechtigkeit ohne Reue, das ist die Hölle schon hier auf Erden, wobei es ganz begreiflich ist, wenn schließlich das Ende oft der Wahnsinn wird.

Dagegen sind die Schlechten, weil sie das Bedürfnis einer Erlösung empfinden, oft dem Heil näher als die im gewöhnlichen Sinne Guten.

Lk 5 32    Lk 7 47    Lk 18 13    Mt 21 31    GBG 564

(aus Carl Hilty: »Für schlaflose Nächte«, Leipzig/Frauenfeld 1908)