8. August

Eine gewisse Kleinheit, ja selbst Sorglichkeit der Lebensverhältnisse kann zum Glück des Lebens beitragen, wenn keine Angst vor der Zukunft hinzutritt und wenn man größere Verhältnisse aus eigener Anschauung kennt, sich also kein glänzendes Fantasiebild davon macht.

Sehr reiche und sehr vornehme Leute entbehren eine Menge kleiner Lebensfreuden, die das Dasein fröhlich machen und die, wie die kleinen, lieblichen Alpenpflänzchen, nur auf einem etwas harten und steinigen Boden gedeihen. Und viele Menschen verderben sich ihr Dasein heute damit, dass sie sich in einen Luxus stürzen, dem sie nicht bloß ökonomisch, sondern besonders auch seelisch gar nicht gewachsen sind.

Falschheit und Lüge lass ferne von mir sein; Armut und Reichtum gib mir nicht; lass mich aber mein Teil Speise dahinnehmen, das du mir beschieden hast. — Spr 30 8

Ein Betrübter hat nie einen guten Tag; aber ein guter Mut ist ein tägliches Fest. — Spr 15 15

Wer seinen Acker bebaut, wird Brot die Fülle haben; wer aber nichtigen Dingen nachgeht, ist ein Tor. — Spr 12 11

(aus Carl Hilty: »Für schlaflose Nächte«, Leipzig/Frauenfeld 1908)