15. März

  Jes 30 15    Jes 30 18

Der Herr wartet darauf, dass er dir gnädig sein kann. Du brauchst dir also gar keine Sorgen oder Pläne der Zukunft zu machen und damit viel der schönsten Arbeitszeit zu verderben. Wenn du an ihn glaubst und redlich bestrebt bist, seinen Weg zu gehen, dann kommt alles von selber, und zwar weit besser, als du es dir denken kannst. Damit wird das Leben viel leichter; denn die Sorgen vor dem Unglück, das kommen könnte, zehren an der Kraft der Menschen viel mehr als das Unglück, das wirklich vorhanden ist und getragen werden muss. Das Unglück kann man vielfach auch mit äußeren Mitteln und Anstrengungen bekämpfen, die Sorgen aber gründlich nur mit einem starken Vertrauen auf Gott. Diese Erfahrung kann jeder machen.

Es gibt aber auch unter den ganz frommen Leuten solche, die neben all ihrer aufrichtigen Frömmigkeit noch in beständigen Sorgen leben und in vielen Dingen noch ganz die Wege der Welt gehen und ihre Anschauungen teilen, besonders was die Wertschätzung der irdischen Güter angeht. Solche reiche und vornehme Christen mit den frömmsten Gesinnungen (außer gerade in diesem Punkt) gibt es jetzt in erheblicher Zahl, und bei denen wartet Gott dann allerdings ein wenig mit seinen deutlichen Gnadenbezeigungen. Denn man kann sich nicht auf Gott und auf Gut gleichzeitig stützen. Das eine oder andere muss im Herzen weichen; da gibt es keine »Vermittlung«.

Alle eure Sorgen werfet auf den Herrn.
Er sorget für euch.

Wirf die Sorgen für die Deinen
Auf den Herrn, zu dem wir hoffen;
Du kannst raten nur und meinen;
Ihm stehn Weg und Zukunft offen.

Sorgen hasst er; doch Gebete,
Die du aus gen Himmel schickest,
Hört er gern, hat tausend Räte,
Wo du einen nur erblickest.

Und, dass keiner sich erfreche,
Ungeheißen dir zu schaden,
Lenket er wie Wasserbäche
Menschenherzen dir zu Gnaden.

Leid und Freud aus seinen Händen
Nimm getrost; verzage nimmer;
Rasch kann er dein Schicksal wenden;
Doch dein Klagen macht es schlimmer.

Leiden ist dir nicht gegeben,
Um dich ohne Not zu plagen;
Glaube nur, ein wahres Leben
Wird gepflanzt in trüben Tagen.

(aus Carl Hilty: »Für schlaflose Nächte«, Leipzig/Frauenfeld 1908)