15. Juni

Ein schwacher Glaube ist immer noch unendlich viel besser als gar keiner. Lass das letzte Fünklein nicht ganz auslöschen; es ist dann leicht, es wieder anzublasen, viel schwerer aber, es von neuem anzuzünden.

»Verliere den Mut nicht und sei ein tapferer Mann; es wird dir Trost kommen zu seiner Zeit.« Mut ist die nützlichste aller rein menschlichen Eigenschaften. Gewöhnlich braucht man ihn immer nur auf kurze Zeit; dann wird es besser. Wenn man ihn aber gerade in den entscheidenden, rasch vorübergehenden Augenblicken verliert, können dadurch die Anstrengungen eines ganzen Lebens unnütz werden.

Den Mut sollte man daher überhaupt niemals aufgeben, sondern nur dann von einer Sache ablassen, wenn es Gottes klarer Wille ist, und im Übrigen fest auf seine starke Hilfe hoffen, der nichts widersteht und die alle Verluste gutmachen kann.

Joel 2 13    Joel 2 21    Joel 2 25–27    Lk 22 61–62    Spr 10 29    Hebr 10 35
GBG 686    GBG 660    GBG 661

In diesem Sinne genommen, ist auch ein Wort des Buddha gut: »Sind rechte Gedanken fest im Geiste bewahrt, kann nichts Böses je hineingelangen.«1 Rechte Gedanken zwar kann man nicht immer gegenwärtig behalten; sie sind oft wie weggeblasen; man kann sie sich gar nicht zurückrufen im Augenblick. Aber Mut ist eine Stimmung, die man stets mit einiger Anstrengung festzuhalten imstande ist, bis die Hilfe und Wendung kommt. So ist es im Krieg, und das Leben hat eine große Ähnlichkeit mit einem Feldzug und wird nach den gleichen strategischen Prinzipien geführt.

(aus Carl Hilty: »Für schlaflose Nächte«, Leipzig/Frauenfeld 1908)


  1. »If right thoughts be kept well in the mind, no evil thing can ever enter there.«