Nun lasst uns gehn und treten

(Lied Nr. 67 aus: Kleines Gesangbuch der evangelischen Brüdergemeine, Gnadau 1875)

  1. Nun lasst uns gehn und treten,
    mit Singen und mit Beten,
    zum Herrn, der unserm Leben
    bis hierher Kraft gegeben.

  2. Wir gehn dahin und wandern
    von einem Jahr zum andern
    und leben und gedeihen
    vom Alten bis zum Neuen.

  3. Durch so viel Angst und Plagen,
    durch Zittern und durch Zagen,
    durch Krieg und große Schrecken,
    die alle Welt bedecken.

  4. Denn wie von treuen Müttern
    in schweren Ungewittern
    die Kindlein hier auf
    Erden mit Fleiß bewahret werden.

  5. Also auch, und nicht minder,
    lässt Gott ihm seine Kinder,
    wenn Not und Trübsal blitzen,
    in seinem Schoße sitzen.

  6. Ach Hüter unsers Lebens!
    fürwahr es ist vergebens
    mit unserm Tun und Machen,
    wo nicht dein’ Augen wachen.

  7. Gelobt sei deine Treue,
    die alle Morgen neue!
    Lob sei den starken Händen,
    die alles Herzleid wenden!

  8. Lass ferner dich erbitten,
    o Vater, und bleib mitten
    in unserm Kreuz und Leiden
    ein Brunnen unsrer Freuden.

  9. Gib mir und allen denen,
    die sich von Herzen sehnen
    nach dir und deiner Hulde,
    ein Herz, das sich gedulde.

  10. Schließ zu die Jammerpforten,
    und lass an allen Orten
    auf so viel Blutvergießen
    die Friedensströme fließen.

  11. Sprich deinen milden Segen
    zu allen unsern Wegen;
    lass Großen und auch Kleinen
    die Gnadensonne scheinen!

  12. Sei der Verlassnen Vater,
    der Irrenden Berater,
    der Unversorgten Gabe,
    der Armen Gut und Habe.

  13. Hilf gnädig allen Kranken,
    gib fröhliche Gedanken
    den hochbetrübten Seelen,
    die sich mit Schwermut quälen.

  14. Und endlich, was das meiste,
    füll uns mit deinem Geiste,
    der uns hier herrlich ziere
    und dann zum Himmel führe.

  15. Das alles wollst du geben,
    o meines Lebens Leben,
    mir und der Christenschare
    zum selgen Neuen Jahre!

Text: Paul Gerhard (1607–1676)

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