Im Glauben und Vertrauen

(Lied Nr. 1009 aus: Kleines Gesangbuch der evangelischen Brüdergemeine, Gnadau 1875)

  1. Im Glauben und Vertrauen
    ins Herz des Vaters schauen,
    recht kindlich zu ihm treten,
    das heißt erhörlich beten.

  2. Die Zuversicht der Kinder
    erlangen schnöde Sünder
    durch seines Sohnes Liebe,
    durch seines Geistes Triebe.

  3. Im Kleid des Erstgebornen
    erscheinen die Verlornen
    und nehmen seinetwegen
    vom Vater allen Segen.

  4. Der Geist, der Abba schreiet
    und der von Furcht befreiet,
    lehrt sie des Glaubens Sitten,
    ein unaussprechlichs Bitten.

  5. Da wird des Mittlers Gnade
    viel größer als ihr Schade;
    mehr, als sie je verlangen,
    hat er für sie empfangen.

  6. Wenn Jesus auch nicht bäte,
    noch sie so stark verträte.
    Gott selbst, der sie gezogen,
    ist ihnen wohlgewogen.

  7. Der Vater kann nicht hassen,
    die seinen Sohn umfassen;
    mit väterlichen Trieben
    muss er sie zärtlich lieben.

  8. Eh sie noch rufend lallen,
    lässt er schon Antwort schallen;
    die Hilfe wird gesendet,
    eh sie ihr Flehn geendet.

  9. Sein göttliches Vermögen
    hat Millionen Segen;
    je mehr wir nehmen wollen,
    je mehr wir nehmen sollen.

  10. Der es im Ernst befohlen,
    die Gaben abzuholen,
    der kann uns nichts versagen,
    wenn wir’s im Glauben wagen.

  11. Er will uns durchs Verheißen
    aus allem Zweifel reißen;
    die Wahrheit kann nicht lügen,
    die Treue kann nicht trügen.

  12. Es ist uns frei gelassen,
    ihn mit Gewalt zu fassen,
    sein Wort vor ihn zu bringen
    und auf die Tat zu dringen.

  13. Wenn er sich anders stellet,
    weiß man, was ihm gefället;
    er wird kein Ohr verstopfen,
    man soll nur stärker klopfen;

  14. Wie Bettler stehen bleiben
    und unverschämt betreiben,
    warum sie angesprochen
    und an die Türe pochen.

  15. So sollen wir es wagen,
    an sein Herz anzuschlagen,
    getrost und freudig beten,
    nicht von der Stelle treten.

  16. Wenn lauter Nein erscheinet,
    ist lauter Ja gemeinet;
    wo der Verzug am größten,
    da wird die Hilf am besten.

  17. Drum laßt uns gläubig bitten;
    kein Zweifel sei gelitten.
    Wir flehn in Jesu Namen:
    sein Wort und Nam ist Amen.

  18. Wir sehn im Geist die Gaben,
    die wir gebeten haben,
    von jetzt bis zum Vollenden
    vor Augen und in Händen.

  19. Und wenn wir Berge wüssten,
    die wir versetzen müssten,
    sie werden, wenn wir beten,
    bald aus dem Wege treten.

  20. Ja, das Gebet im Glauben
    lässt sich kein Amen rauben:
    Er wird in allen Sachen
    uns alles möglich machen.

Text: Ernst Gottlieb Woltersdorf (1725–1755)

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